Viele Menschen auf der Welt sind von Hunger und Mangelernährung betroffen. Das müsste aber nicht sein, denn unzureichende Ernährung ist ein vermeidbares Problem. Darin sind sich alle ExpertInnen inzwischen einig. Die weltweite Produktion an Lebensmitteln wäre eigentlich völlig ausreichend, um die bald 8 Milliarden Menschen auf der Erde zu versorgen. Doch vielen fehlt ganz einfach der Zugang zu abwechslungsreichen und erschwinglichen Nahrungsmitteln.

Eine Lösung zur Überwindung von Unter- und Mangelernährung ist die direkte Zugabe von Mikronährstoffen zu den lokal konsumierten Lebensmitteln (functionalfood). Dies ist in Notfällen durchaus gerechtfertigt, aber aufgrund der Abhängigkeit von importierten und hochverarbeiteten Produkten aus Industriestaaten keineswegs eine nachhaltige Lösung. Internationale Organisationen wie UNICEF verabreichen Kindern in Krisenregionen beispielsweise Plumpy Nut, eine angereicherte, patentgeschützte Erdnusspaste, oder therapeutische Milchpulver. Das hilft, solange der Vorrat reicht. Solche Maßnahmen fördern allerdings nicht die Entstehung lokaler Initiativen, welche das Problem nachhaltig und in Eigenregie angehen können. Manche Stimmen vor Ort meinen sogar, dass solche Einsätze das Hungerproblem in der Region über Jahre hinweg zementieren würden.

Eine naheliegende Alternative wäre also die lokale Produktion nährstoffreicher Lebensmittel, was zweifellos ein nachhaltigerer Weg ist, um Mangel- und Unterernährung langfristig zu bekämpfen. Doch dafür braucht es auch den entsprechenden politischen Willen und den Markt.

Global denken, lokal wachsen: Spirulina als Weg aus der Abhängigkeit

 

Die tragischen Folgen von unzureichender Ernährung und die große Bedeutung von Mikronährstoffen für die Entwicklung von Kindern sind bekannt und belegt. Nur leider führt das nicht etwa – wie man vielleicht erwarten könnte – zu globalen Forschungsanstrengungen, um neue Werkzeuge für die lokale Nahrungsmittelproduktion bereitzustellen oder die Nährwertqualität verfügbarer Nahrungsmittel zu verbessern.

Nichtregierungsorganisationen müssen die Sache also selbst in die Hand nehmen und sind dabei auf das vielversprechende Potenzial des Spirulina-Anbaus gestoßen: Feldstudien haben gezeigt, dass sich ein Kind mit leichter bis mittelschwerer Mangelernährung mit einer täglichen Dosis von schon 2 bis 6 Gramm Spirulina über einen Zeitraum von vier bis sechs Wochen erholen kann.

Daher hat unsere Partner- NGO, Antenna die lokale Produktion von Spirulina in Entwicklungsregionen wie in der Sahel-Zone, Bukina Faso, Niger, Tchad und Kamerun untersucht, entwickelt und getestet. Hier braucht es viel solidarisches Engagement, da eine Produktion zwar für den westlichen Verbrauchermarkt lukrativ ist, für marginalisierte Weltregionen jedoch nicht. Doch wir sind überzeugt: Der Wissens- und Technologietransfer für eine lokale Spirulina-Produktion bietet hervorragendes Potenzial im Kampf gegen chronische Unter- und Mangelernährung. Denn als äußerst nährstoffreiches, leicht zu handhabendes und lokal angebautes Produkt stellt die Blaualge eine sinnvolle Ergänzung zu den jeweiligen lokalen Grundnahrungsmitteln dar.

«Der Wissens- und Technologietransfer für eine lokale Spirulina-Produktion bietet hervorragendes Potenzial im Kampf gegen chronische Unter- und Mangelernährung»

– Dr.rer.nat. Frank Winter, Gründer von Algen Markt Deutschland

Aus diesem Grund hat Antenna sich bewusst dafür entschieden, ihre lokalen Maßnahmen zur Prävention von Säuglingsmangelernährung mit der lokalen Produktion von Spirulina zu verknüpfen. Zukünftig möchten wir gemeinsam noch ein Stück weiter gehen und gezielt Wissen darüber vermitteln, wie der Anbau der Blaualge unter permakulturellen Gesichtspunkten vor Ort gelingen kann. Angesichts der Notwendigkeit, verschiedene Ansätze zur lokalen Ernährungssicherung miteinander in Einklang zu bringen, ist jedoch eine länderspezifische Strategie erforderlich, die nur von politischen EntscheidungsträgerInnen durchgesetzt werden kann. Ebenso wichtig ist es, das allgemeine Bewusstsein für die tatsächlichen Auswirkungen von Mangelernährung zu stärken – sowohl direkt in den betroffenen Gemeinden als auch weltweit.

Was spricht für einen Spirulina-Anbau in marginalisierten Weltregionen?

  • Hoher Nährstoffgehalt: Mit einer tägliche Dosis von 2 bis 6 Gramm Spirulina über vier bis sechs Wochen kann sich ein unterernährtes Kind erholen
  • Regionaler Wirtschaftskreislauf: Spirulina ist ein Nahrungsergänzungsmittel, das dort angebaut werden kann, wo es gebraucht wird
  • Finanzielle Autonomie: lokale Spirulina-Farmen stellen gute Einnahmequellen für die Gemeinschaften vor Ort dar
  • Niedrigschwellig: Der Anbau gelingt meist mit lokalen Ressourcen und erfordert geringe Anfangsinvestitionen
  • Hoher Ertrag: Eine Farm produziert im Schnitt 5 bis 6 Gramm Spirulina pro Tag und m²
  • Platzsparend: trotz des hohen Proteingehalts benötigt die getrocknete Alge nur sehr wenig Platz – 20-mal weniger als Soja und sogar 250-mal weniger als Reis
  • geringer Wasserverbrauch: drei- bis viermal weniger als Soja, fünfmal weniger als Mais und 40-mal weniger als Rindfleisch
  • emanzipatorisch: der Spirulina-Anbau bietet geradezu ideale Voraussetzungen für den Aufbau kleinerer (Frauen-)Kooperativen, da er relativ leicht zu erlernen ist und weil Produktion, Verarbeitung und Verkauf gut dezentral und vor Ort organisiert werden können
  • Praktisch: Konservierung, Lagerung und Verteilung sind unkompliziert

Portrait: Spirulina-Anbau im Benediktinerkloster von Koubri, Burkina Faso

Das Benediktinerkloster Notre Dame de Koubri befindet sich ungefähr 30 Kilometer von Ouagadougou, der Hauptstadt von Burkina-Faso entfernt, in Subsahara-Afrika. Es ist eine kontemplative Gemeinschaft, in der heute mehr als dreißig Nonnen leben. Selbstversorgung wird hier großgeschrieben. Die landwirtschaftliche Tätigkeit ermöglicht es der Gemeinschaft, sich selbst zu finanzieren, Arbeitsplätze zu schaffen und Bedürftigen zu helfen. Wir haben mit der Nonne Marie Therèse gesprochen.

Marie, wie lange wird bei euch schon Spirulina angebaut und wie sind eure Erfahrungen damit bisher gewesen?

«Seit Mai 2010 wird hier Spirulina angebaut, was uns im Kampf gegen die Mangelernährung in der Region enorm geholfen hat. Auch in den Nachbarländern Mali und Niger hat sich die Gesundheit der Bevölkerung durch die Einnahme von Spirulina aus unserer Farm bereits deutlich verbessern können.»

Welche Dosierung von Spirulina hat sich im Kampf gegen Mangelernährung bewährt?

«Am besten wirken Kuren von 4 bis 6 Wochen mit einer Mindestmenge von 5g pro Tag, wenn möglich ohne Unterbrechung.»

Wie erfolgt die Einnahme von Spirulina vor Ort in der Regel?

«Spirulina lässt sich mit rohem Gemüse verzehren oder unter Saucen, Reis, Hirse oder Brei mischen. Sie kann mit Wasser, Sirup oder Fruchtsäften eingenommen werden (vorher das Pulver in wenig Wasser auflösen), oder die Spirulina Streusel einfach pur kauen. Damit alle Nährstoffe erhalten bleiben, sollte die Alge niemals erhitzt werden. Es macht auch Sinn, sie vor Licht und Luft zu schützen.»

Und wird die Qualität der Spirulina-Produktion auch vor Ort überprüft?

«Durch das hiesige Gesundheitsministerium findet eine regelmäßige Qualitätsüberprüfung statt. Jede Charge wird außerdem vom Landeslabor für öffentliche Gesundheit mit Unterstützung privater Labors in Frankreich und der Schweiz auf Verunreinigungen und Schadstoffe hin geprüft.»

Dank des in Europa getätigten Umsatzes kann das Kloster 20% seiner Spirulina-Produktion an bedürftige Menschen vor Ort spenden. Hier gelangst du zu unserer Soli-Spirulina aus Notre Dame de Koubri – mit dem Kauf leistest du einen kleinen, aber wichtigen Beitrag zur solidarischen Umverteilung auf unserem Planeten.

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Frank Winter

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